CAFÉ BRAVO I SCHAUSPIELHAUS WIEN
OKTOBER 2018 / JANUAR 2019 / MÄRZ 2019






(︎: Susanne Einzenberger)


︎︎︎ https://www.schauspielhaus.at/cafe_bravo

Eine Hommage an 62 Jahre jugendlichen Leichtsinn.

»Wie komme ich an meinen Traumboy ran?« oder »Kann ich vom Petting schwanger werden?«, hieß es da einst und heißt es bis heute in der Rubrik »Dr. Sommer« in einem der berühmtesten Jugendmagazine. Die BRAVO hat sich in der Vergangenheit in ihrer Jugendlichkeit mehrere Male neu erfunden. Die biedere »Zeitschrift mit dem jungen Herzen« pushte in den 50er Jahren die Mobilitätssehnsucht in den Werbefenstern und ließ die braven Mädchen und die Strahlemänner der deutschsprachigen Kinowelt von den Covern lächeln. In den 60er Jahren hielten die Musikindustrie und die Erotik über Rock ’n’ Roll Einzug und ebneten so den Weg für die große Zeit der BRAVO in den 90er Jahren, die Zeit der Boybands und des »Love & Sex«-Reports. Ab Anfang der 70er Jahre wurde die BRAVO mit »Dr. Sommer« auch zum Ratgebermagazin und begleitete so mehrere Generationen auf dem Weg zu jungen Erwachsenen. Nach der Wende ging es mit einer Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren pro Ausgabe noch einmal steil bergauf, bis dann mit der Auflösung der Boyband »Take That« die Verkaufszahlen rapide einstürzten.

Aufstieg und Fall der heiß geliebten BRAVO. Starschnitte, Foto-Lovestorys und »Dr. Sommer«. All das und vieles mehr wird in der opulenten Show »Café Bravo« aufgearbeitet. Felix Krakau widmet sich den Fun Facts und dem Suchtpotenzial des größten Jugendmagazins im deutschsprachigen Raum. Welches Agitationspotenzial hat ein Medium mit einer solchen Breitenwirkung? Wie stark kann es ein junges, beeinflussbares Zielpublikum instrumentalisieren, politisch wie marktwirtschaftlich? Wie verbindet sich Popkultur und Werbefläche? Und wie pusht das Verkaufskonzept »Sex sells« die Auflagenstärke? Was machte die Faszination von BRAVO aus, heimlich in fast jedem Jugendzimmer im deutschsprachigen Raum gelesen?

Felix Krakau setzt Starschnitte aus der BRAVOChronik als Ausgangspunkt, diese Fragen zu umkreisen. »Café Bravo« mäandert durch die Geschichte der Zeitschrift und beleuchtet dabei One-Hit-Wonder, Evergreens, das neueste Moped, die teuersten Kinofilme, die Popstars und die YouTube-Stars, die Leserfragen, die Entstehung der Foto-Lovestorys und natürlich die Skandale. »Café Bravo« ist Reflexion, Hommage und Kritik einer Jahrzehnte andauernden Popkultur-Hysterie.

Eine Produktion des Schauspielhauses Wien in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main.

Autor: Felix Krakau, Regie: Felix Krakau, Ausstattung: Jenny Theisen, Musik: Michael René Sell, Dramaturgie: Anna Laner, Recherche: Judith Weißenborn, Besetzung: Steffen Link, Sophia Löffler, Vassilissa Reznikoff






PRESSESTIMMEN:


»Man fühlt regelrecht die Pickel sprießen und die Dauerständer aufsteigen. Eine Hommage, die mit Vorsicht genießt, spöttelt, sich wundert und dabei viel Spaß macht. Steffen Link und Michael René Sell geben die süßen Boys, Sophia Löffler und Vassilissa Reznikoff führen als kecke Girls mit viel unschuldiger Freude und heiterer Musik durch den Abend. Reznikoffs Stimme schmeckt wie Kirschsaft.«
DER STANDARD

»Eine humorig-kritische Hommage. Krakau kann wunderbar spötteln, etwa, wenn sich Steffen Link mit irrem Augenrollen als Christian Anders outet, „der böse junge Mann des Schlagers“, heute unterwegs als Verschwörungstheoretiker. Bemerkenswert, wie viel harte Recherchearbeit hinter diesen so leicht hingesagten „Fun Facts“ steckt. So ist „Café Bravo“ bei all dem Spaß auch ein nachdenklicher Blick auf den papierenen Evergreen, mit minus 90 Prozent Auflage seit 1998 ohnedies nur noch ein mickriges Pflänzchen.«
MOTTINGERS MEINUNG