Peer, sei du selbst! Diesem Ruf widersetzt sich der junge Peer Gynt
trotzig, erdenkt aus Hütten Paläste und macht sich in seiner Fantasie
zum größten Herrscher – um nach einer Reise um die halbe Welt dann doch
wieder dort anzukommen, wo seine Ichsuche begann. Er ist ein Träumender
mit dem Talent zur radikalen Bearbeitung der Realität und wird zur
Projektionsfläche für den Wunsch nach dem ganz großen Wurf. Auf
Grundlage des Peer-Gynt-Stoffes erzählen zehn Düsseldorfer Jugendliche
die Geschichte von denen, die von zu Hause aufbrechen, um Großes zu
vollbringen. Sie stapeln hoch, fallen tief, machen kurzen Prozess und
sich selbst zu den besten aller Hauptfiguren. Durch reine
Vorstellungskraft werden Meere befahren, Berggipfel erklommen und die
Spieler*innen zu Trollprinzessinnen, Hochseilartist* innen und Tom
Cruise höchstpersönlich. Denn wer sich selbst genug ist, darf auch auf
der Bühne singen, wenn er eigentlich im Stimmbruch ist – Performance ist
heutzutage schließlich alles. Man muss bloß seine besten Klamotten
tragen und darf nicht auffliegen. Sonst steht man am Ende mit leeren
Händen und gebrochenem Herzen da und wünscht, besser daheimgeblieben zu
sein.
Mit Düsseldorfer Jugendlichen: Iman
Abbasi, Marion Avgeris, Adriano Bennett, Henk Buchholz, Sean
Schroeder-Finckh, Vega Fenske, Anne Gatzka, Luisa Mages Salgado, Ji-Hun
Park, Ahmed Shmouki, Regie: Felix Krakau, Bühne: Ansgar Prüwer,Kostüm: Jenny Theisen,Musik: Thomas Klein,Dramaturgie: Dorle Trachternach
PRESSESTIMMEN:
»Was die zehn Energiebündel in 75 Minuten über die Bühne jagen, ist weniger Inszenierung als Squatting. Eine rotzige Aneignung des Klassikers, die ihre Schwächen und Rückschläge souverän miterzählt. (...) Henk Buchholz beispielsweise zerlegt in einem furiosen Wutanfall die gesamte Authentizitäts-Ideologie von Bürgerbühnen-Produktionen. Ob die teils sehr persönlichen Geschichten Fakt oder Fake sind, bleibt bewusst offen. Ein berührender Abend.« THEATER HEUTE
»Die am ehesten die Zukunft des Theaters repräsentierende Produktion des diesjährigens Festivals: politisch, intim, frisch.« THEATER HEUTE (Feature zum Körber-Studio)
»Ein saftiges, kraftvolles Stück Theater. Den Text schrieb Felix Krakau, der auch Regie führte und das multikulturelle Ensemble auf eine kurzweilige Reise schickt. Motive aus der nordischen Tragödie werden mit den Befindlichkeiten der Akteure verwoben. Es macht Freude, die Schauspieler auf ihrem Selbstfindungs-Trip zu begleiten. Die Energie des Stücks steckte bei der Premiere alle an. Große Begeisterung.« RHEINISCHE POST
»Ein mitreißender Abend, der geschickt den Bogen spannt zwischen den Zeiten.« NDR
»Den
zehn jungen Leuten
gelingt es, die unterschiedlichen Spielebenen mitreißend und überzeugend
miteinander zu verweben. Dabei
dürfen die persönlichen Biografien durchaus durch Neuerzählung und
Umdeutung hinterfragt und alternativ erfunden werden. Fiktion und
Wahrheit, Traum und Wirklichkeit, Sehnsucht und Ängste sind kaum zu
entflechten. Neunzig mitreißende Minuten, das Premieren-Publikum dankte mit jubelndem Applaus.«
THEATERPUR »Was die Idee der Inszenierung so besonders macht, ist eine mehrdimensionale Auseinandersetzung mit der Frage nach Identität, Lebensentwurf und Projektion. Sind Jugendliche, die auf der Bühne von ihrem Leben erzählen, authentisch, ist Fiktion von Realität unterscheidbar? Dies mit der Geschichte des Peer Gynt zu amalgamieren führt zu einer wunderbaren Ambivalenz. Das Stück kulminiert in einem großen Moment des Zweifels. Wenn die Fantasie-Welt zusammenbricht, bleibt oft nur Leere. Selbsterkenntnis kann schmerzhaft sein, doch führt sie zu einer Katharsis, einer Läuterung, einer Befreiung. Wie bei Peer Gynt, wie bei den Jugendlichen und ihrem Alter Ego auf der Bühne. Das Konzept geht auf, die jugendlichen Darsteller erweisen sich als wunderbare Schauspieler.« WESTDEUTSCHE ZEITUNG
»Das alles geschieht mit Charme, mit Verve, auch mit
erfrischender Selbstironie. (...) Besonders beeindruckt die Szene um den Tod von Peer Gynts Mutter. Da sieht man die Phantasiewelt des Helden
leuchten und blickt in die Abgründe des Menschlich-Allzumenschlichen.
Ein Moment ganz großen Theaterzaubers von bezwingender Schönheit. Da sitzt man als
Zuschauer mit offenem Mund und bebendem Herzen im Theater. (...) Diese Aufführung verlassend, bohren Selbstzweifel in einem:
Erfüllt man selbst die eigenen Ansprüche? Trägt Theater Fragen wie
diese ins Publikum, wirkt es erfrischend irritierend über sich hinaus
und verirrt sich nicht in wirkungslosen Egotrips. Bravo Bürgerbühne D’haus!« KULTURBLOG GETIDAN